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Die Templer nach 1314
von Meister ... Arn ...

Dieser Aufsatz setzt sich zusammen aus dem Buch ”Die Templer” von Hartwig Sippel (Großprior des souveränen Ritterordens der Templer von Jerusalem [Ordo Supremus Militaris Templi Hierosolymitani] und von Österreich sowie Legat des Magnum Magisterum für den Libanon) und aus meinen Forschungen, insbesondere der Teil über die schottischen Templer.

Nach dem Auflösungsdekret von Papst Clemens V. anläßlich des Konzils von Vienne im Jahre 1312 und dem unrühmlichen Ende des letzten Großmeisters Jakob von Molay, stellt sich natürlich die Frage, was mit all jenen Templern geschah, die nicht unter der Folter oder auf dem Scheiterhaufen einen gewaltsamen Tod fanden.

So wurde im Rahmen der Aufhebung mittels der zu diesem Zweck eigens erlassenen Bulle ”Considerantes dudum” bekanntlich über die Zukunft aller unter Arrest stehenden ehemaligen Ordensmitglieder entschieden. Diejenigen, die ”ihren Irrtum” eingestanden und ”aufrichtige Reue” zeigten, erhielten aus dem beschlagnahmten Ordensvermögen Pensionen und konnten in einem Kloster, in einem anderen Ritterorden oder, wie manche Brüder in England, Spanien und Italien, sogar von den Erträgen ihrer ehemaligen Komtureien oder sonstiger Besitztümer leben.

So etwa lebte der von sämtlichen Anklagepunkten freigesprochene Präzeptor des Mas Deu im Rouddillon, Raimund Sa Guardia, wie der Historiker Demurger berichtet, ”weiterhin in seiner Komturei, ohne Rente oder Miete zu zahlen, von dem Genuß der Garten- und Baumfrüchte, allerdings nur für den eigenen Verzehr.  Er durfte außerdem Holz im Wald sammeln und erhielt eine Pension von 350 Pfund.”
Lediglich in den von Frankreich dominierten Territorien beendeten zahlreiche Templer ihr Leben im Kerker oder zumindest unter Arrest. Außerhalb des Einflußbereiches der französischen Krone wurden sie meist vollkommen rehabilitiert.

Auf der iberischen Halbinsel beispielsweise wollte und konnte man auf ihre nach wie vor unbestrittenen militärischen Fähigkeiten im harten Überlebenskampf der ”reconquista” gegen die Mauren keinesfalls verzichten. Nach dem Tod von Papst Clemens V. fanden die iberischen Monarchen im Einvernehmen mit dessen Nachfolger Johannes XXII. eine auch nach kanonischem Recht vertretbare Lösung:
Für die nunmehr ”geläuterten” Templer gründete man 1317 in Aragon kurzerhand den Ritterorden von Montesa und in Portugal den Christusorden, der zwei Jahre später durch die päpstliche Bulle ”Ad ea ex quibus” mit ähnlich großzügigen Privilegien ausgestattet wurde wie sein Vorgänger der Templerorden.
Beachtenswert aber ist auch die Tatsache, daß die beschlagnahmten Güter des verbotenen Templerordens im Gegensatz zur Bulle ”Ad providam” zur Gänze in das Eigentum dieser neugegründeten Ritterorden überging.

Aus dem um seine Unabhängigkeit von England ringenden Schottland sind ebenfalls keine nennenswerten Maßnahmen gegen die Templer bekannt. Im übrigen Europa schlossen sich die heimatlos gewordenen Brüder vom Tempel mehrheitlich den Hospitalitern, die von Clemens V. bekanntlich als ”Haupterben” des ehemaligen Templervermögens eingesetzt worden waren, oder dem in Ostpreußen gegen die Slawen kämpfenden Orden der Deutschen Herren an.
Doch zweifellos gab es auch eine ganze Reihe von Angehörigen des Tempels, die sich rechtzeitig durch Flucht der drohenden Verhaftung entziehen konnten. Einige verließen den Tempel bereits vor 1307. Vielleicht ahnten manche das drohende Unheil - oder aber sie fürchteten die zunehmende Monotonie des monastischen Alltagslebens, ohne Aussicht auf Kampf und Abenteuer, in einem auf seine Besitzungen im Abendland reduzierten Orden, schließlich war der Orden ja nach dem Verlust des Heiligen Landes im Begriff seine ursprüngliche Identität zu verlieren.

Grundsätzlich muß darauf hingewiesen werden, daß uns für die zahlenmäßige Stärke des Templerordens zu keinem Zeitpunkt während seines knapp zweihundert Jahre währenden Bestehens zuverlässige Daten zur Verfügung stehen. Erhaltene Urkunden belegen den Besitz des Tempels in Frankreich um 1307 von wenigstens 556 Ordenshäusern. Nachdem wahrscheinlich ein Großteil von Dokumenten im Laufe der Jahrhunderte verlorengegangen ist, kann man davon ausgehen, daß die Besitzungen noch weit zahlreicher waren.
So soll der Orden nach seriösen Schätzungen zumindest 3200 Mitglieder gezählt haben, von denen lediglich etwa 350 dem ritterlichen Stand (fratres milites) angehörten.
Da gemäß der Ordensregel jedem Ritter zwei bis drei Bewaffnete beigestellt waren, errechnet sich die Zahl von ungefähr 950 Knappen (fratres armigeri). Die übrigen waren dienende Brüder, als Knechte und Handwerker (fratres servientes famuli et officii).

Den Angaben der Inquisition zufolge, wurden aber insgesamt nicht mehr als 620 Templer verhaftet, von denen höchstens 120 Ritterbrüder waren. Nicht wenige Forscher haben seither immer wieder - ohne Aussicht auf Erfolg - versucht, den Verbleib und das Schicksal jener übrigen 2580 Angehörigen des Tempelordens zu ergründen, die allein in Frankreich das Glück hatten, den Schergen König Philipps IV. zu entkommen.

Es gibt eine Menge Theorien, denen vorwiegend Volksmärchen oder Sagen aus der Zeit nach 1314 zugrunde liegen. Da die meisten davon jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehren, ist es wenig sinnvoll im Rahmen dieser Arbeit dazu Stellung zu nehmen. Zwei dieser Theorien scheinen jedoch unter gewissen Umständen durchaus geeignet, eine schlüssige Antwort auf jene, bis heute noch unbeantwortete Frage zu geben.

Nach der Kernaussage eines in mehreren ähnlichen Varianten überlieferten Berichts, erhielt ein gewisser Peter von Aumont, Ordenspräzeptor der Provinz Auvergne, der sich offenbar der Verhaftung entziehen konnte, von dem eingekerkerten Molay den Auftrag, den Orden unter allen Umständen weiterzuführen. Etwa um 1310 soll Aumont zusammen mit acht anderen flüchtigen Templern, als Maurer verkleidet, über Irland schließlich nach Schottland geflohen sein, wo er sich unter den Schutz seiner schottischen Ordensbrüder und deren Präzeptor George Harris gestellt haben soll.

Dieser Erzählung zufolge wurde, auf einem von Johannes XXII. im Jahre 1312 abgehaltenen Generalkapitel, Aumont zum Großmeister gewählt, und die Versammlung entschied, den Orden ”auf ewige Zeit” fortzusetzen. Zum Gedenken an ihre Flucht hatten die Templer beschlossen, Namen, Sitten und Gebräuche der Maurer anzunehmen. Nach dem Tod von Aumont soll George Harris an die Stelle seines Vorgängers getreten sein.
Danach folgten eine Reihe namhafter Persönlichkeiten bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts; unter anderem tauchen drei Nachkommen des besagten Aumont auf, die angeblich von 1504 bis 1592 die Großmeisterwürde innehatten

Auffällig an dieser etwa Mitte des 18. Jahrhunderts präsentierten Geschichte, ist der Umstand, daß für den leichter nachzuprüfenden Zeitraum der letzten 90 Jahre ”geheime Meister” mit sonderbaren Fantasienamen, wie z.B. ”Ritter vom schwarzen Pferd” (Eques ab Equo Nigro) oder ”Ritter vom goldenen Löwen” (Eques a Leone Aureo) genannt werden.
Die Autoren, die - wie der kundige Leser vielleicht schon erraten hat - in den Reihen der schottischen Freimaurer zu suchen sind, können auf jeden Fall in einem konkreten Punkt widerlegt werden: als dritter Großmeister wird nach George Harris nämlich ein gewisser Sylwester von Grumbach angeführt. Bei diesem Mann, eine der wenigen historisch nachweisbaren Personen auf jener verdächtigen Liste von ”geheimen Meistern”, handelt es sich um niemand anderen als den Wildgraf von Salm, den Präzeptor der Komturei von Grumbach. Wegen seines fortgeschrittenen Alters legte dieser jedoch bereits 1305 seine Ämter nieder und beendete nach Aufhebung des Templerordens nachweislich sein Leben als angesehener Domkapitular in Mainz und ganz bestimmt nicht als ”geheimer” Ordensmeister 1332 in Schottland.

Es steht außer Zweifel, daß zumindest ein guter Teil der Erzählung eine Erfindung aus dem Umfeld der Freimaurerei ist. Die Aumont-Geschichte wurde in der vorliegenden Form einzig und allein zu dem Zweck in Umlauf gebracht, um dieser, zur Mitte des 18. Jahrhunderts sich stark ausdehnenden Bewegung, den nötigen historischen Hintergrund zu verschaffen und gleichzeitig eine direkte Verbindung zum Templerorden herzustellen.
Da in vielen Sagen aber auch immer ein Fünkchen Wahrheit verborgen liegt, wäre es unklug, diese Geschichte in vollem Umfang als Schwindel abzutun. Doch wollen wir uns erst einmal der zweiten Theorie zuwenden.

Ende März 1705 machte in den Salons von Paris ein aufsehenerregendes Gerücht die Runde: der Templerorden, so wurde gemunkelt, der ja seit nun fast 400 Jahren offiziell gar nicht mehr existierte, soll im königlichen Schloß zu Versailles ein Generalkapitel abgehalten haben.
Die Verwirrung wurde nicht geringer als bekannt wurde, daß dieser Konvent überdies Prinz Philipp, Herzog von Orléans, ein naher Verwandter des ”Sonnenkönigs” Ludwig XIV., zum 41. Großmeister dieses Ordens gewählt hatte.

Bei jenem denkwürdigen Kapitel wurde die älteste Form der Statuten revidiert und handschriftlich auf 27 Seiten aufgezeichnet. Dieses durch Unterschrift und Siegel von Philippus Aurelianus (Philipp von Orléans) bestätigte Dokument ist in einem originalen Kleinfolioband überliefert und befindet sich seit 1871 im Nationalarchiv in Paris.

Als eigentliche Hauptschrift des Ordre du Temple muß allerdings die Tabula Aurea Charta Transmissionis hervorgehoben werden, ein der Forschung schon lange unter der Bezeichnung ”Charta des Larmenius” bekanntes Dokument aus dem Jahre 1324.
In dieser Urkunde wird ein historisch sonst Unbekannter, Johann Marcus Larmenius, als der von Molay bestimmte, unmittelbare Nachfolger für das Amt des Großmeisters genannt. In den nächsten Jahrhunderten wurde besagte Charta von allen nachfolgenden Großmeistern unterfertigt.

Diese Urkunde gilt allgemein als plumpe Fälschung aus dem 18. Jahrhundert, mit deren Hilfe der 1705 an die Öffentlichkeit getretene Ordre du Temple eine lückenlose Fortsetzung des 1312 aufgehobenen Ordens zu konstruieren versuchte, unter Einbindung illustrer historischer Persönlichkeiten als Großmeister in der Nachfolge des Jakob von Molay, ähnlich der Aumont-Legende.
So wurde schon im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts von Gegnern des Ordre du Temple das Gerücht in Umlauf gebracht, jenes Dokument sei von dem Jesuitenpater und Antiquar Bonani im Jahre 1711 gefälscht worden. Manchen Wissenschaftlern genügte diese zeitgenössische Behauptung als ”eindeutiger Beweis” der Unechtheit. Sie übersahen dabei allerdings geflissentlich, daß die Charta bereits 1705 vorgelegt worden war, sechs Jahre vor dem Datum ihrer angeblichen Herstellung!

Auch in der gegenwärtigen Templerliteratur wird dieser Standpunkt weitgehend beibehalten, obwohl keine Berichte über Untersuchungen vorliegen, die dieses Dokument wissenschaftlich und ein für allemal als Fälschung entlarven. Die einzige, vielen Forschern scheinbar nicht bekannte, seriöse Untersuchung fand 1911 in London statt, welche die bisherige ”Lehrmeinung” zur Gänze widerlegt. Von besonderer Bedeutung ist der Umstand, daß der englische Historiker Frederick J.W. Crowe kein Angehöriger irgendeiner jener zahlreichen, zumeist erst in unserer Zeit entstandenen sogenannten ”Templerorden” ist, die vergeblich nach ihren historischen Wurzeln suchen. Damit erscheint er absolut glaubwürdig und läuft auch nicht Gefahr, sich dem Vorwurf auszusetzen, bei seinen Analysen wäre ”der Wunsch Vater des Gedanken” gewesen. Außerdem ließ er sicherheitshalber seine Forschungsergebnisse von dem über jeglichen Verdacht erhabenen Archivar der Manuskriptsammlung des Britischen Museums, Sir George Warner, nachprüfen und bestätigen. Die Charta des Johann Larmenius ist demnach ohne jeden Zweifel keine Fälschung und somit das älteste im Original erhaltene Dokument des Templerordens nach seiner ”offiziellen” Aufhebung im Jahre 1312. Diese Urkunde könnte somit das lang gesuchte Bindeglied sein, zwischen dem alten Orden und der Zeit nach seiner Aufhebung.

So weit nun die Ausführungen über die Templer von Herrn Sippel, der zum französischen Templerorden gehört. Darum auch das schlechte Abschneiden in seinem Bericht über die schottischen Templer.

Die Ablehnung der Aumont-Geschichte liegt wohl darin, daß der französische Tempel, der 1705 wieder in Erscheinung trat, bis weit in unsere Zeit hinein nur Personen mit Einfluß aufnahm. Also Herren mit Geld oder von Adel, am besten natürlich beides. Da paßt es wohl schlecht ins Bild, daß sich neun Templer (fratres milites) von Handwerkern (frères servants mestiers) helfen ließen und sich sogar ihrer Ordensstruktur unterstellten.

Ich glaube, daß die Herren des französischen Ordens vergessen haben, daß sich die Führung der Templer schon wenige Jahre nach der Bestätigung des Ordens in Troyes, angesichts des großen Interesses bei allen Bevölkerungsschichten veranlaßt sah, den rasch wachsenden Orden in drei Klassen zu gliedern: Ritterbrüder, Kleriker und dienende Brüder.
Letztere wurden in die frères servants d'armes (Sergeanten) und frères servants mestiers (Handwerker) eingeteilt. Die großen Kathedralen wurden von Handwerkern errichtet, die für die damalige Zeit über eine Ausbildung ganz besonderer Art verfügten. Ohne Plan, Lineal oder Zirkel entstanden innerhalb weniger Jahrzehnte die eindrucksvollsten Bauwerke der ganzen Epoche. Die Handwerker des Hochmittelalters wie Steinmetze, Maurer oder Zimmerleute waren in Bruderschaften, den sogenannten Compagnons, organisiert.

Die Forscher de Mahieu und Louis Charpentier unterscheiden insgesamt drei solcher, vermutlich aus Klosterbruderschaften hervorgegangenen Compagnons: Les Enfants de Père Soubise waren demnach eine von den Benediktinerklöstern ausgehende Bruderschaft, die, als Laien von Mönchen ausgebildet, vorwiegend in romanischen Bauten ihr Wirkungsfeld fanden. Les Enfants de Maître Jacques sind legendären Ursprungs und sollen vornehmlich im Süden Frankreichs beim Bau von Brücken und Pilgerstraßen nach Santiago de Compostela tätig gewesen sein. Für den Bau der großen Kathedralen kommt schließlich nur noch die dritte Gruppe in Frage, Les Enfants de Salomon.

Louis Charpentier und de Mahieu nehmen an, daß zwischen den ”Söhnen Salomons” und dem Orden der Zisterzienser ein ebensolches nahes Verhältnis bestand, wie zu jenem von Bernhard (Zisterzienserabt) propagierten Orden der ”Armen Brüder vom Tempel Salomons zu Jerusalem” (Templerorden), der im Jahre 1128 auf der Bühne der Weltgeschichte seinen ersten großen Auftritt hatte. Einige Forscher vermuten, daß die ”Söhne Salomons” jenen ”Brüdern vom Handwerk” gleichsam als Nebenorden affiliiert waren.

Diese interessante Hypothese wird unter anderem durch spätere großzügige Privilegien untermauert, die der französische König Ludwig IX. auf Ersuchen des Priors des Templerordens von Frankreich, Amaury, den ”Söhnen Salomons” gewährte. Besonders bemerkenswert aber ist die Tatsache, daß eben diese Privilegien nach Beginn des Prozesses gegen die Templer, auf Veranlassung Philipps IV., im Schicksalsjahr 1307 aufgehoben wurden und die Bruderschaft wegen der anschließenden Verfolgung im Untergrund verschwand.

So wie sich die Templer in drei Klassen aufteilten, so teilten sich auch die ”Söhne Salomons” in drei Klassen auf, die sogenannten Bauhütten. In der ersten Bauhütte arbeiteten zumeist Lehrlinge, Junggesellen und Jungmeister. Danach kam die Burg-Bauhütte. In ihr arbeiteten die erfahrenen Gesellen und Meister. Zum Schluß die Königsdisziplin, die Dom-Bauhütte, wo die besten der besten Handwerker versammelt waren.

Es gehörte zu den Dom-Bauhütten nicht nur das Wissen um die spezielle Statik für einen solchen Bau, sondern auch das mystische Erleben des Himmelsreichs, das sich in jedem gotischen Dom widerspiegelt, durch die Ausnutzung der Kabbalah. Siehe dazu: ”Die Geheimnisse der Kathedrale von Chartres” von Louis Charpentier.

Es ist nach meinen Nachforschungen anzunehmen, daß die Bauhütten nur das äußere Darstellungsbild eines Gradsystems waren. Einige Mitglieder der ”Söhne Salomons” konnten sich nach dem Verbot im Jahre 1307 nach Schottland absetzen, insbesondere die der Dom-Bauhütten. Das erklärt auch, daß ab dieser Zeit der gotische Baustil ein jähes Ende fand.
Es ist hier noch am Rande zu erwähnen, daß die Kleriker bei den Templern auch ein ”Nebenorden” waren, aller Wahrscheinlichkeit nach die noch heute bestehenden Zisterzienser.

Ich habe vorhergehend geschrieben, daß sich die fratres milites den frères servants mestiers unterstellten. Obwohl nach den Ordensstatuten die Ritter über allen anderen standen und nur derjenige Tempelritter werden konnte, der auch adlig war. Das mag daran gelegen haben, daß die Ritter erst wieder in der Heimat die Muße hatten, tiefer in die Mystik einzudringen und sie erkannten wohl, daß die ”Daheimgebliebenen” im Verstehen von Gott weiterentwickelter waren als sie selbst, nicht zuletzt durch ihren künstlerischen Ausdruck im Dombau. Aber leider läßt sich dieser Punkt nicht bestätigen. Es ist aber sicher, daß die Ritter der Templer einen Wandel durchmachten. Denn in den Jahren 1300-1312 wurde der Koran übersetzt, der nach unbestätigten Quellen nur durch die Mitwirkung der Templer in Europa eintraf.

Aber haben sich die Ritter-Templer wirklich den Handwerker-Templern unterstellt oder bauten diese beiden Reste den Orden neu auf ?
Es überrascht, daß zu Beginn des 14. Jahrhunderts Teile der Templer nach Schottland flüchteten und daß am Ende des 14. Jahrhunderts nichts mehr von ihnen dort existierte, dafür aber ein Orden, der sich von Schottland aus über ganz Europa, später über den ganzen Globus ausbreitete, nämlich die “Freien Maurer”.

Ab 1312 wurde nicht mehr darüber berichtet, die heilige Stadt Jerusalem zu erobern und den Tempel Salomons wiederaufzubauen, sondern vom ”geistigen Tempelbau” gesprochen und daß jeder Mensch ein unbehauener Stein sei, der sich behauen muß, damit er ein Teil des Tempels werde und so zum Aufbau der Menschheit beitrage. Das Wichtigste ist wohl, daß von Menschen und nicht nur von Christen die Rede ist. Ja, was die Schrift eines anderen Glaubens alles erreichen kann (der Koran). Es muß aber gesagt werden, daß die ”Freien Maurer” wenig mit den Freimaurern der heutigen Zeit zu tun haben. Was ist mit den ”Freien Maurern” weiterhin geschehen?

Sie haben unweigerlich das 33°-System erschaffen. Der Orden der ”Freien Maurer” löste sich aus nicht bekannten Ursachen im Laufe der Zeit in seine Bestandteile auf. Von den ”Freien Maurern” ist als Orden in unserer Zeit nichts mehr bekannt. So gingen aus ihm alle neustrukturierten Handwerkszünfte sowie die noch heute bestehenden Gesellenbruderschaften hervor.
In den Gesellenbruderschaften ist der Geselle drei Jahre und ein Tag mindestens auf Wanderschaft und darf sich seiner Heimatsiedlung nur auf 50 Km nähern. Der aufmerksame Leser wird festgestellt haben, daß die neun Templer auch drei Jahre unterwegs waren, bevor sie in Schottland wieder ein heimatliches Templerhaus betraten.
Aus den anderen Bestandteilen entstanden die heutigen Freimaurer. Doch durch diese Aufteilung ist sehr viel Wissen verlorengegangen. Die Gesellenbruderschaften haben keine Ahnung vom geistigen Tempelbau, und die Freimaurer sagen von sich selbst, sie seien nur symbolische Maurer. Aber die Templer der schottischen Richtung existieren noch.

In der CS haben wir ausdrücklich drei Rittergrade, den 18.°, 19.° und 20.° wie auch den 31. Tempelmeistergrad. Die Rittergrade sind nach alter Überlieferung die sogenannten Ritter vom Tempel Salomons, und der 31.° ist der Statthalter von Jerusalem. Sie haben heute noch die gleiche Aufgabe wie die Templer des Mittelalters. Nämlich den, der an sich arbeitet, sich also als behauener Stein in dem geistigen Tempelbau der Menschheit einbindet und ergo an der geistigen Weiterentwicklung der Menschheit arbeitet, auf seinem Weg zu dem, der alles erschaffen hat, mit Leib und Seele zu schützen. Man spricht deswegen bei Rittergraden auch von ”dienenden Graden”. Der 31.° hat die Stufe des Dienens hinter sich gebracht, aber durch seine persönliche Erfahrung der Einweihung in alle drei Rittergrade kann er den Tempelorden in sich neu erschaffen.

Nach der Überlieferung teilen sich die Rittergrade im Groben wie folgt auf: Körper 18.°, Geist 19.° und Seele 20.° Aus diesen drei Ständen bauten sich die Templer auf. So ist der 31.° der eigentliche Templer.

In dem 33°-System sind aber auch noch viele andere Gemeinschaften eingebunden, so die Rosenkreuzer, die heutigen Freimaurer und andere, deren Spuren sich im Winde der Geschichte verlaufen. Ich weiß nicht, wie weit sich das Erbe der 33 Grade entfalten wird. Es wird aber weitergetragen werden, nicht zuletzt durch die Mithilfe der neuzeitlichen Saturnlogen.

Ho Saturn